Die Eigentümerversammlung ist das Herzstück der WEG-Verwaltung – hier zeigt sich, wer als Verwalter souverän auftreten und überzeugen kann. Doch viele junge Mitarbeiter schrecken vor dieser Aufgabe zurück. Der Gedanke, vor 20 oder mehr Eigentümern zu stehen, Fragen beantworten und Entscheidungen moderieren zu müssen, erzeugt oft Unsicherheit. Damit das nicht so bleibt, braucht es frühzeitige und gezielte Vorbereitung.
Die wichtigste Maßnahme: Fangen Sie so früh wie möglich an. Wer bereits während der Ausbildung bei Eigentümerversammlungen dabei ist – zunächst als stiller Zuhörer, später vielleicht mit kleinen Redebeiträgen – entwickelt ein besseres Gefühl für die Abläufe und die Dynamik solcher Termine. Die Versammlung verliert ihren „Schrecken“, weil sie zum normalen Arbeitsalltag gehört.
Ein sinnvoller Zwischenschritt: Lassen Sie junge Mitarbeiter bestimmte Themen der Tagesordnung vorbereiten und selbst vorstellen. Ein Budgetpunkt, ein Protokollbeschluss oder ein Sachstandsbericht zu einer Instandhaltung – das sind gute Startpunkte. So sammeln sie erste Bühnenerfahrung, ohne gleich die komplette Versammlung moderieren zu müssen.
Wer sprechen soll, muss sprechen lernen. Rhetoriktrainings, Feedbackrunden im Team oder externen Coachings zum Thema „Wie wirke ich?“ helfen, das eigene Auftreten zu reflektieren und zu verbessern. Wichtig sind auch vermeintliche Kleinigkeiten: wohin mit den Händen? Wie reagiert man auf Einwände? Wie geht man mit kritischen Fragen um?
Die Kleidung ist kein Selbstzweck. Sie vermittelt den Teilnehmern unbewusst ein Gefühl von Professionalität. Ein gepflegtes, dem Anlass entsprechendes Outfit signalisiert: „Ich nehme das hier ernst.“ Machen Sie jungen Mitarbeitern klar, dass äußere Wirkung gerade bei Eigentümerversammlungen einen Unterschied macht.
Lampenfieber ist normal – aber es lässt sich in den Griff bekommen. Die beste Methode: gute Vorbereitung. Wer den Ablauf kennt, Zahlen parat hat und weiß, was bei einzelnen Tagesordnungspunkten zu sagen ist, strahlt automatisch mehr Sicherheit aus. Unterstützen Sie Ihre Mitarbeiter dabei, sich strukturiert und praxisnah vorzubereiten – am besten mit Checklisten, Protokollbeispielen und einem klaren roten Faden.
Und manchmal hilft nur eines: einfach machen lassen. Wenn „plötzlich“ der Chef „ausfällt“ und der junge Kollege übernehmen muss – dann wächst er an der Herausforderung. Natürlich mit vorheriger Rückendeckung und einem klaren Plan B im Hintergrund. Solche Erfahrungen bleiben hängen – und stärken das Selbstvertrauen nachhaltig.
Wer möchte, dass junge Mitarbeiter Verantwortung übernehmen, muss ihnen früh das Vertrauen und die Möglichkeit dazu geben. Eigentümerversammlungen sind kein Hexenwerk – aber sie brauchen Übung, Vorbereitung und Begleitung. Wer diese Schritte systematisch angeht, wird erleben: Auch Nachwuchskräfte können souverän moderieren, überzeugen und führen.
Astrid Schultheis ist eine von vier bundesweit ö.r.v.u.b. Sachverständige für Wohnungseigentumsverwaltung und schreibt Gutachten für Gerichtsverfahren, insb. zum Thema WEG-Abrechnung und Rechnungswesen. Sie ist Mitentwicklerin der WEG-Musterabrechnung 1.0 - 3.0 und ist seit über 30 Jahren Inhaberin einer mittelständischen Verwaltungsgesellschaft.
Bei SCALARA arbeitet sie seit Anbeginn an der Konzeption insb. des Buchhaltungs- und Zahlungsverkehrmoduls mit und unterstützt mit Ihrem einzigartigem fachlichen Know-How.
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