
Der Wechsel einer Verwaltungssoftware ist für WEG-Verwalter oft eine Herkulesaufgabe. Jahrelange Eigentümerabrechnungen, Mietverträge, Buchhaltungsdaten und rechtlich relevante Dokumente müssen sicher und vollständig übertragen werden. Ein Fehler kann nicht nur zu erheblichem Mehraufwand führen, sondern auch rechtliche Konsequenzen haben – etwa wenn Abrechnungsdaten fehlerhaft sind oder GoBD-konforme Aufbewahrungsfristen nicht eingehalten werden können.
Die gute Nachricht: Mit der richtigen Vorbereitung lässt sich auch eine komplexe Datenmigration strukturiert und sicher bewältigen. Dieser Beitrag zeigt Ihnen, wie Sie vorgehen sollten, um böse Überraschungen zu vermeiden und den Migrationsprozess so reibungslos wie möglich zu gestalten.
Vor der konkreten Vorbereitung, sollten Sie sich die spezifischen Anforderungen vor Augen führen, die Datenmigrationen in der Immobilienverwaltungsbranche so anspruchsvoll machen:
Datenvielfalt und -komplexität: Eine Verwaltungssoftware enthält nicht nur einfache Stammdaten, sondern hochkomplexe, miteinander verknüpfte Informationen: WEG-Abrechnungen mit detaillierten Umlageschlüsseln, Rücklagenentwicklungen über Jahre, Miet- und Nebenkostenabrechnungen, Instandhaltungsrückstellungen, Versicherungsverträge und vieles mehr.
Rechtliche Anforderungen: Die GoBD-Konformität muss gewährleistet bleiben. Aufbewahrungsfristen von bis zu zehn Jahren erfordern, dass auch nach der Migration alle historischen Daten revisionssicher abrufbar sind. Zudem müssen Prüfpfade nachvollziehbar und Originalbelege eindeutig zuordenbar bleiben.
Laufender Betrieb: Anders als bei vielen anderen Migrationen kann die Verwaltung nicht einfach pausieren. Mieten gehen ein, Rechnungen müssen bezahlt, Beschlüsse müssen dokumentiert werden – und das alles während der Umstellung.
Vielfältige Datenquellen: Neben der Hauptsoftware existieren oft Insellösungen: separate Excel-Listen für bestimmte Objekte, externe Dokumentenmanagementsysteme, E-Mail-Archive mit wichtiger Korrespondenz oder spezialisierte Tools für Nebenkostenabrechnungen.
Eine strukturierte Vorbereitung ist der Schlüssel zum Erfolg. Wir empfehlen ein Fünf-Phasen-Modell:
Ziel: Vollständigen Überblick über alle zu migrierenden Daten gewinnen
Der erste und wichtigste Schritt ist eine ehrliche Bestandsaufnahme. Dabei sollten Sie folgende Fragen klären:
Welche Daten existieren wo?
Wie ist die Datenqualität?
Welche Daten sind migrationskritisch?
Praxistipp: Erstellen Sie ein Datenmigrationsmatrix in Excel mit den Spalten: Datentyp, Quelle, Menge/Umfang, Qualität (gut/mittel/schlecht), Kritikalität (hoch/mittel/niedrig), Migrationsstrategie (vollständig/teilweise/archivieren).
Ziel: Detaillierte Migrationsstrategie entwickeln
Auf Basis der Analyse erstellen Sie nun einen konkreten Migrationsplan:
Technische Migrationsstrategie festlegen:
Bereinigung und Optimierung planen:
Zeitplan und Ressourcen:
Risikomanagement:
Kommunikationsplan:
Ziel: Migrationsprozess in sicherer Umgebung erproben und optimieren
Die Testmigration ist der wichtigste Schritt, um Probleme zu identifizieren, bevor sie in der Produktivumgebung auftreten:
Testumgebung aufbauen:
Validierung durchführen:
Checkliste für die Validierung:
Iteration und Optimierung:
Praxistipp: Erstellen Sie für die Validierung ein standardisiertes Prüfprotokoll mit konkreten Prüfpunkten und Soll-/Ist-Vergleichen. Dies beschleunigt die Überprüfung und stellt sicher, dass nichts übersehen wird.
Ziel: Migration sicher und kontrolliert durchführen
Wenn die Testmigration erfolgreich war, steht die tatsächliche Migration an:
Unmittelbar vor der Migration:
Während der Migration:
Nach der Migration:
Der Parallel-Betrieb: In den ersten Wochen empfiehlt sich ein Parallelbetrieb: Wichtige Buchungen führen Sie testweise noch in beiden Systemen durch und vergleichen die Ergebnisse. Dies gibt zusätzliche Sicherheit und hilft, versteckte Fehler zu identifizieren.
Ziel: Sicherstellen, dass das neue System reibungslos läuft
Die Migration ist mit dem Go-Live nicht abgeschlossen:
Monitoring und Support:
Dokumentation:
Archivierung des Altsystems:
Aus zahlreichen Migrationsprojekten haben sich bewährte Erfolgsfaktoren herauskristallisiert:
Fallstrick 1: "Die Software macht das schon automatisch" Verlassen Sie sich nie blind auf automatische Migrationstools. Diese können Standard-Szenarien gut abbilden, versagen aber oft bei Sonderfällen. Prüfen Sie immer stichprobenartig die Ergebnisse.
Fallstrick 2: Unvollständige Testmigration Eine Testmigration nur mit wenigen Mustern durchzuführen, ist fahrlässig. Stellen Sie sicher, dass alle Objekttypen, Abrechnungsmodelle und Sonderfälle getestet werden.
Fallstrick 3: Salden-Differenzen ignorieren Selbst Cent-Differenzen bei Salden und offenen Posten müssen geklärt werden. Sie sind meist Symptom tiefer liegender Probleme bei der Datenübernahme.
Fallstrick 4: Zu späte Einbindung der Anbieter Viele Probleme lassen sich vermeiden, wenn beide Softwareanbieter früh eingebunden werden. Sie kennen ihre Systeme am besten und können oft schnelle Lösungen anbieten.
Fallstrick 5: Fehlende Exit-Strategie Definieren Sie vor der Migration, unter welchen Umständen Sie zurück zum Altsystem wechseln würden. Ohne klare Abbruchkriterien geraten Sie in die "sunk cost fallacy" und ziehen eine fehlerhafte Migration durch.
Fallstrick 6: Unterschätzte Nacharbeiten Nach der Migration gibt es immer Nacharbeiten: fehlende Verknüpfungen, nachzutragende Daten, Anpassungen von Vorlagen. Planen Sie hierfür ausreichend Zeit ein.
Eine Datenmigration in der Immobilienverwaltung ist zweifellos eine komplexe Herausforderung. Doch mit systematischer Vorbereitung, realistischer Planung und sorgfältiger Durchführung lässt sie sich meistern. Der Schlüssel liegt darin, sich ausreichend Zeit zu nehmen, keine Schritte zu überspringen und lieber einmal mehr zu testen als einmal zu wenig.
Betrachten Sie die Migration nicht nur als technisches Projekt, sondern als Chance: Eine Chance zur Datenbereinigung, zur Prozessoptimierung und zur Neuausrichtung Ihrer digitalen Verwaltungsstrukturen. Die Zeit, die Sie in eine gründliche Vorbereitung investieren, sparen Sie vielfach bei der Durchführung und vor allem in der Nachbereitung ein.
Und denken Sie daran: Eine erfolgreiche Migration erkennt man nicht daran, dass sie schnell ging, sondern daran, dass nach dem Go-Live alles reibungslos funktioniert und sich das Team schnell im neuen System zurechtfindet.
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Shari Heep ist Juristin mit Fokus auf IT- Recht und Gründerin & CEO von SCALARA. Sie hat schon seit ihrem Abitur in der familiären Hausverwaltung mitgearbeitet und dort vor allem die digitale Transformation vorangetrieben. Durch ihre praktische Erfahrung aus der Immobilien- und Verwaltungsbranche kennt sie die Herausforderungen der Branche sehr genau.
Mit der Gründung von SCALARA hat Shari ihre Leidenschaft für alles Digitale mit ihren Verwalterwurzeln verbunden.
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